Inhaltliche Positionen
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Wie auch in den vergangenen Jahren hat die Bundeswehr hessische Schulen eingeladen, "sich vor Ort in etwa 90 Minuten einen Überblick über unser vielseitiges Fähigkeitsspektrum und die mit unseren zivilen und militärischen Laufbahnen verbundenen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten zu verschaffen.
Eingeladen sind die Schülerinnen und Schüler als Jahrgangsstufe 8 - also bereits 13- und 14-Jährige.
Bundeswehr Einladung an Schulen 2025
Mit einem Offenen Brief wendet sich der DFG-VK Landsverband Hessen gemeinsam mit dem Bündnis Friedlicher Hessentag, der Wetterauer Aktion Frieden, der GEW Hessen und den Naturfreunden Hessen an das Kultursministerium und die hessischen Schulen: "Verbieten Sie die Rekrutierungsversuche gegenüber Minderjährigen. Wenn die „Bundeswehr“ auf dem Hessentag zu Gast ist und von Schüler:innen besucht wird, so sollte dieses Angebot wenigstens nur an volljährige Jugendliche der Oberstufen gerichtet sein." Der Offene Brief plädiert auch dafür, der Darstellung alternativer friedenspolitischer Konzepte einen ebenso großen Raum im Unterricht zu widmen ..." und bietet Unterstützung durch sachkundige Referent:innen an.
Offener Brief
Auch schulintern kann die Einladung durch die Bundeswehr zum Anlass genommen werden, über die Problematik einseitiger Beeinflussung der Schüler zu diskutieren. Das ist z. B. als Antrag an die Gesamtkonferenz möglich, wie ein Beispiel aus 2014 zeigt. Dieser Antrag ist hier auch als Textdatei zur Weiterverwendung verlinkt.
Antrag an Gesamtkonferenz (PDF oder Textdatei)
Die Bundeswehr nutzt Ereignisse wie den Hessentag, um Berührungsängste abzubauen. Dabei macht sie auch nicht davor Halt, selbst Kleinkinder unkritisch auf Panzern herumklettern zu lassen.
Damit werden bereits von Kleinauf Hemmnisse abgebaut und für die Bundeswehr steigert sich die Chance, dass eines der Kinder später einmal als Soldat zur Bundeswehr kommt.
Wir halten es für falsch, unbedarfte Kinder auf Kriegsgeräten spielen zu lassen und möglichst die Eltern noch stolz Beweisfotos machen zu lassen. Das kindliche Urvertrauen darf nicht dazu missbraucht werden, positive Assoziationen zu Waffen herzustellen.
Eine Zusammenstellung üblicher Argementationen von Befürdwortern der Bundeswehrpräsenz auf dem Hessentag und die entsprechenden Entgegnungen unsererseits können hier nachgelesen bzw. heruntergeladen werden:
Argumente der Bundeswehrbefürworter und der Freund*Innen des friedlichen Hessentags
Das Land Hessen hat in seiner heutigen Form keinen Vorgänger. Die Zusammensetzung seiner Bewohner veränderte sich durch den 2. Weltkrieg und die Flüchtlinge stark. Insofern erscheint die 1961 erstmals realisierte Idee der hessischen Landesregierung, ein Fest der Hessen zu schaffen, um sich auf diese Weise besser kennenzulernen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln, nachvollziehbar. Als die Landesregierung ab 1972 ihr Konzept hin zu einer hessischen Leistungsschau und insbesondere zur volksnahen Präsentation des Regierungshandelns wandelte, ging das mit einer Verdreifachung der Dauer einher (ab 1972 in Marburg neuntägig).
Seit 1962 in Heppenheim ist die Bundeswehr ununterbrochen mit einem eigenen Stand auf dem Hessentag vertreten.
Bis 1971 fand der Hessentag dreitägig, von 1972 bis 1989 neuntägig und seit 1990 zehntägig statt. Die Besucherzahlen des Hessentags sind entsprechend gewachsen und liegen oft zwischen 1 und 2 Millionen Gästen, aber auch in abgelegeneren Städten bei über einer halben Million. Obwohl der Hessentag 2020 und 2021 pandemiebedingt abgesagt werden musste, ist dieses Landesfest in Hessen fest etabliert und wird von vielen Bürger*innen angenommen.
Diese Situation wird von der Landesregierung und der Bundeswehr von Anfang an genutzt, um die Bundeswehr als zum Volk und also auch zum Volksfest gehörig darzustellen. Ursprünglich mochte dieser Kurs nicht unumstritten sein: Gegen die Bundeswehr und deren Integration in die Nato hatte die SPD lange opponiert. Indem die hessische Landesregierung vom ersten Hessentag an -1961 in Alsfeld als eigentlich „illegale“ Aufbauhelfer im Jugendlager - die Bundeswehr beteiligte, erwies sie sich quasi als Vorreiter eines realpolitischen Kurses innerhalb der SPD. Allerdings nahmen die feiernden Hessen deren Präsenz auf ihrem größten Landesfest offensichtlich lange widerstandlos hin. Weder von 1968 ff (Studenunruhen) noch von 1979 ff ( Demonstrationen gegen den „Nachrüstungs“beschluss) sind den heute im Organisationsausschuss Aktiven aus eigenem Erleben Widerstandshandlungen gegen die Bundeswehrpräsenz auf dem Hessentag bekannt. ← Wir hoffen allerdings durch unsere Leser noch weitere Hinweise und Berichte zu erhalten.
Die Bundeswehr führt seit einigen Jahren jährlich in verschiedenen Kasernen den "Tag der Bundeswehr" durch, der wie ein Tag der offenen Tür Besucher anlocken soll, um über "Karrieremöglichkeiten" bei der Bundeswehr zu "informieren".
Dieser "Tag der Bundeswehr" wird aber nicht nur in Kasernen durchgeführt, sondern in diesem Jahr auch auf dem Hessentag. Hier wird ein Volksfest missbraucht!
Nähere Informationen auf den Seiten der DFG-VK
Nach einer sog. Kleinen Anfrage des Landtagsabgeordneten Jan Schalauske antwortet die Staatskanzlei des Landes Hessen auf mehrere Fragen in Bezug auf den Einsatz von Soldaten im rahmen des Hessentags in diesem Jahr.
Wie gewünscht wird dabei auch auf die Art und Anzahl der ausgestellten Kriegsgeräte eingegangen, zudem werden Besucherzahlen genannt.
Interessant ist unter anderem, dass in diesem Jahr auch die US-Armee Fahrzeuge ausstellen wird!
Das ganze Schriftstück mit tabellarischer Auflistung auch der ausgestellten Fahrzeuge und Geräte aus den Vorjahren findet man auf den Seiten des Landes Hessen: Drucksache 20/468
Sommer 2018: Ich arbeite wie gewöhnlich als Kinderarzt im Klinikum Bad Hersfeld. Da kommt ein Jugendlicher zur Aufnahme, dem es gar nicht so gut geht. Zunächst klagt er über eher unspezifische Symptome und bei der Aufnahmeuntersuchung berichtet er davon. Eigentlich habe er wegen dieser "Kleinigkeiten" gar nicht in die Klinik kommen wollen; vor allem auch, weil er nun einen Schulausflug verpasst. Der Patient erzählt mir, dass seine Klasse nämlich völlig kostenlos zum Hessentag nach Korbach fahre. Die Bundeswehr übernehme alle Kosten.
Die Bundeswehr ist eine der wenigen Armeen weltweit, die noch Minderjährige rekrutiert. Obwohl die UN Deutschland auffordert, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben, ruft die Armee weiter 17-jährige zur Waffe! Siehe auch: Bericht der Welt
Während andere Aussteller auf dem Hessentag hohe Standgebühren zahlen müssen (Standgelder), gilt das nicht für die Bundeswehr. Die Stadt hat beschlossen, der Bundeswehr ihren Stand zu bezahlen - mit bis zu 30000€!
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